Station 10 | Lippenutzung |

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Lippenutzung

Die Lippe wurde schon in frühgeschichtlicher Zeit als Transportweg genutzt. Zu Beginn des Mittelalters wurde diese Nutzung intensiviert. Dies hatte vor allem damit zu tun, dass sich zahlreiche neue Siedlungen und Städte entlang der
Lippe entwickelt haben. Seit dem 12. Jahrhundert spielte die Nutzung als
Energielieferant für Wassermühlen eine nachhaltige Rolle.
Durch diese Nutzung war ein geregelter Schifffahrtsbetrieb nur in den
Teilstücken zwischen den Wehren möglich. Dies änderte sich erst im

19. Jahrhundert durch den Bau von Schleusenanlagen. Im Jahr 1815 änderte sich die Lage der Lippe durch die Schiffbarmachung deutlich. Diese bestand im Wesentlichen aus Begradigungen und Durchstichen von Lippeschleifen sowie der Errichtung von elf Schleusen.

Lippenutzung - Schleusen
Wehre entlang der Lippe und Angaben zu deren Überwindbarkeit für Fische und andere im Wasser lebende Tiere (Karte: Lippeverband)
Neben der Nutzung als Wasserstraße wurde die Lippe etwa vom Ende des
19. Jahrhunderts bis ca. 1980 als Abwasserfluss für industrielle und städtische Abwässer genutzt. 1926 wurde der Lippeverband gegründet, um den
Hochwasserschutz zu gewährleisten, für den geregelten Abfluss zu sorgen und die Abwasserreinigung voranzubringen. Trotz der Anstrengungen des
Lippeverbandes nach dem damaligen Stand der Technik war die Wasserqualität in der Lippe schlecht. In den 1970er Jahren war der Fluss fast tot. Ab den 1990er Jahren setzte ein Wandel im Umweltbewusstsein ein. Es wurden hohe Investitionen für den Ausbau von Kläranlagen getätigt. Das war eine wichtige Voraussetzung, um die Lippe wieder „sauberer“ zu machen.
Erste Renaturierungsmaßnahmen konnten beginnen. 1995 wurde im Rahmen des „Gewässerauenschutzprogrammes NRW“ das „Lippeauenprogramm“

erarbeitet.

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Flussneunauge (Foto: Bernd Stemmer)

Die Lippe als „Wanderweg“

Für viele Fließgewässertiere, insbesondere Fische, spielt die „ökologische Durchgängigkeit“ (Passierbarkeit) des Gewässers eine große Rolle. Sie führen zum Teil Wanderungen über große Distanzen durch, um Gewässerbereiche aufzusuchen, die den jeweiligen biologischen Lebensraumansprüchen
entsprechen (Laichplätze, Jungfischlebensräume, Schutz-
und Nahrungsräume). So ist das mit den Fischen nur entfernt verwandte, zu den sog. Rundmäulern gehörende Flussneunauge beispielsweise darauf
angewiesen, die angestammten Laichplätze im Oberlauf eines Gewässers zu
erreichen.
Auch für den gewässertypischen Transport von Feststoffen („Geschiebe“ – Sand, Steine etc.) ist die Durchgängigkeit von grundlegender Bedeutung. Durch  Querbauwerke, wie z.B. Stauwehre, wird diese Durchgängigkeit

unterbrochen.

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Auslauf des Umgehungsgewässers unterhalb des Wehres Lünen-Beckinghausen – Ein künstlich angelegtes Umgehungsgewässer am Wehr Beckinghausen
Das Flussneunauge und Wanderfischarten wie Meerforelle und Maifisch sind in unseren Fließgewässern so immer seltener geworden und

teilweise sogar ganz verschwunden. Künstlich angelegte Umgehungsgewässer um Wehre herum und andere Fischaufstiegsanlagen können die biologische Durchgängigkeit wieder herstellen.

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