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Auenwald
Höhe und Dauer der Überflutung unterscheiden die flussnahe Weichholzaue von der landeinwärts folgenden Hartholzaue. In der Weichholzaue treten
Weiden und Erlen als vorherrschende Baumarten auf, in der Hartholzaue
entwickeln sich Laubhölzer wie Eschen, Ulmen und Stieleichen.
Heute sind in der Lüner Lippeaue auenwaldartige Weidengehölze nur noch
selten zu finden. Seit Jahrhunderten wird die Aue landwirtschaftlich genutzt und die Bäume mussten weichen. Der kleine Silberweidenauenwald im Bereich dieser Erlebnisstation hat sich in den 1960er Jahren selbstständig aus
angewehten Samen auf den verlandeten Buhnenfeldern am Lippeufer
entwickelt und steht heute unter Naturschutz.

Silberweide – nützlicher
Überlebenskünstler in der Aue
Mit ihren biegsamen Zweigen und dem schnellwüchsigen, weichen Holz
können Silberweiden dem Strömungsdruck der häufigen Hochwässer am
Flussufer trotzen. Die besonderen Eigenschaften der Weide nutzen Mensch und Tier auf ihre Weise. So nutzten die Menschen die Weidenzweige schon vor etwa 7.000 Jahren als Flechtmaterial für Körbe, Reusen und Zäune. Später – etwa ab 800 v. Chr. – lieferten die regelmäßig zu so genannten Kopfbäumen
abgeschnittenen Weidenbäume den Bauern immer wieder neue Ruten als Flechtmaterial.
Bereits den Steinzeitmenschen war die Heilkraft der Weiden bekannt.
Verantwortlich für die fiebersenkende und schmerzstillende Wirkung ist das in der Rinde enthaltene Salicin, das Anfang des 19. Jahrhunderts erstmals aus der Rinde gewonnen wurde. Ein chemisch verwandter Wirkstoff
(Acetylsalicylsäure) steckt heute in vielen gängigen Kopfschmerztabletten.

Das Weidenholz bietet zahlreichen Insekten Unterschlupf und Nahrung. Einige – wie der Weidenbohrer – leben als Larven unter der Rinde und fressen Gänge ins Holz. Andere überwintern an der Außenseite des Stamms in Rissen und Spalten der Weidenrinde. Die verschiedenen Insekten wiederum dienen vielen Vögeln wie Spechten, Kleibern und Meisen als Nahrung.
